Statine – warum die Wahrheit fürchten?

Ärzte vertrauen ihnen, Patienten zweifeln an ihnen.

Die Zahl der Patienten, die die Einnahme von Statinen (Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels im Blut) abbrechen, steigt. Die Medien sind voll von Berichten, die behaupten, dass Statine nicht wirken, dem Patienten keinen Nutzen bringen und ernsthafte Nebenwirkungen verursachen. Ein Patient, dem sein Arzt ein Rezept für Statine ausgestellt hat, steht möglicherweise vor einem ernsthaften Dilemma: Wem soll er vertrauen?

NEBEN ANTIBIOTIKA SIND STATINE DIE BESTEN BEITRÄGE ZUR STEIGERUNG DER LEBENSERWARTUNG

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit und verursachen jährlich 4 Millionen Todesfälle in Europa. Die Einführung von Statinen war ein wichtiger Wendepunkt, der zu einem bedeutenden Fortschritt führte. In den letzten Jahren ist die Krankheitsrate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich gesunken, und die Lebenserwartung hat sich deutlich erhöht. Etwa 80 % dieses Fortschritts sind den Verbesserungen bei der Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verdanken. Der wichtigste Faktor – bei dem Statine eine entscheidende Rolle spielen – ist die Senkung des Cholesterinspiegels. (1)

WAS IST DIE WAHRHEIT?

• Cholesterin – Freund oder Feind?

Cholesterin ist ein lebenswichtiger Bestandteil aller lebenden Organismen, da es ein essenzieller Bestandteil der Zellmembranen ist. High-Density-Lipoprotein (HDL) wird als „gutes“ Cholesterin bezeichnet, während Low-Density-Lipoprotein (LDL) als „schlechtes“ Cholesterin gilt. Letzteres gibt Anlass zur Sorge. Hohe LDL-Werte führen zu Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße und verursachen Atherosklerose. (2, 3)

• Gesunde Ernährung bedeutet, dass ich cholesterinsenkende Medikamente vermeiden kann.

Der wichtigste erste Schritt nach der Diagnose von hohem Cholesterin ist, einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung zu verfolgen. Aber bedenken Sie, dass in Wirklichkeit nur ein kleiner Teil des Cholesterins im Körper aus der Nahrung stammt; der größte Teil wird in der Leber produziert. (4, 5) Das ist der Hauptgrund, warum Sie trotz einer gesunden Ernährung unter hohem Cholesterin leiden können.

• Herzinfarkt und Schlaganfall wählen nicht aus – sie können jeden, überall und jederzeit betreffen.

Eric ist 54 Jahre alt. Er hatte sich nie wirklich Gedanken über Herz-Kreislauf-Erkrankungen gemacht, bis er einen beinahe tödlichen Herzinfarkt erlitt, der sein Leben veränderte: „Vor drei Jahren war meine tägliche Routine viel energischer als heute. Ich hatte einen Job mit viel Verantwortung und verbrachte viel Zeit auf Geschäftsreisen … An jenem verhängnisvollen Tag schien zunächst alles normal. Mein Kollege und ich begannen, an einem Projekt zu arbeiten, ich gab meine Anweisungen und sagte, dass ich mich eine Weile hinsetzen würde … Dann wurde alles schwarz.“ Als er wieder zu sich kam, lag er im Krankenhausbett. Er brauchte eine Weile, um herauszufinden, was passiert war.

• Statin-Therapie bringt keinen Nutzen.

„Klinische Beweise für den Behandlungserfolg sind besonders überzeugend, wenn es um erhöhte Cholesterinwerte geht“, sagt der renommierte Kardiologe Prof. Dr. Ian M. Graham* aus Irland.

• Statine verursachen schwere Nebenwirkungen.

Wie bei jedem anderen Medikament verursachen auch Statine Nebenwirkungen, aber diese sind äußerst selten und in den meisten Fällen harmlos.

Laut Prof. Alberico L. Catapano**, Kardiologe aus Italien, überwiegen die Vorteile der Statintherapie das Risiko von Nebenwirkungen.

Mehr als die Hälfte der Patienten, die nach einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden, leiden an erhöhten Cholesterinwerten.

Viele Patienten haben immer noch Zweifel an der Statinbehandlung oder lehnen sie sogar vollständig ab. Die Konsequenzen davon sind alarmierend, da sie nicht erkennen, dass sie dadurch ihr Risiko für einen zukünftigen Herzinfarkt, Schlaganfall oder sogar den Tod erhöhen.

Das Vertrauen der Patienten in die Statintherapie ist sehr wichtig. Sie sollten alles über das Medikament lernen, das Sie einnehmen, und dabei auf objektive und realistische klinische Daten vertrauen.

*Prof. Dr. Ian Maklim Graham ist Kardiologe, der Vorlesungen über die Pharmakologie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und präventive Kardiologie am Trinity College Dublin hält. Er ist Mitglied der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie und einer der Hauptautoren der Leitlinien zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem Management von Dyslipidämie.

** Prof. dr. Alberico L. Catapano is a cardiologist that gives lectures on pharmacology at the University of Milan. He is also the director of the Center for Epidemiology and Preventive Cardiology. He is the former president of the European Atherosclerosis Society and also its esteemed member. He is also one of the key authors of the guidelines on the management of dyslipidemia.

Reference

1. Pinto F. Cholesterol and statins: Why fear the truth? ESC [internet]. 2017. [cited 2021 May 19]. Available from: https://www.escardio.org/Education/Practice-Tools/Talking-to-patients/cholesterol-and-statins.
2. Understanding Cholesterol [database on internet]. United Kingdom: HEART UK – The Cholesterol Charity, 2018 [cited 2021 May 19]. Dostopno na: https://www.heartuk.org.uk/downloads/health-professionals/publications/understanding-cholesterol.pdf.
3. Cleveland Clinic: Cholesterol: High Cholesterol Diseases [internet]. Cleveland: Cleveland Clinic; 2016 [cited 2021 May 19]. Dostopno na: https://my.clevelandclinic.org/health/artikel/11918-cholesterol-high-cholesterol-diseases.
4. Mach F, Baigent C, Catapano AL, et al. 2019 ESC/EAS guidelines for the management of dyslipidaemias: Lipid modification to reduce cardiovascular risk. Atherosclerosis 2020;292: 160-62.
5. Harvard health publishing. How it’s made: Cholesterol production in your body. [internet]. 2019 [cited 2021 May 19]. Dostopno na: https://www.health.harvard.edu/heart-health/how-its-made-cholesterol-production-in-your-body.