Erkrankungen

Der Oberbegriff "rheumatische Erkrankungen" steht für eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen am Stütz- und Bindegewebe des Bewegungsapparates. Man unterscheidet 3 Arten von rheumatischen Erkrankungen:
- Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z.B. rheumatisches Fieber, chronische Polyarthritis)
- Degenerativ-rheumatische Erkrankungen (z. B. Arthrose, Spondylose, Spondylarthrosen, Bandscheibendegeneration)
- Weichteilrheumatismus
Glauben Sie von einem der unten genannten Krankheitsbilder betroffen zu sein oder kommen Ihnen die geschilderten Beschwerden aus eigenen Erfahrungen bekannt vor, sollten sie unbedingt den Arzt aufsuchen, um die Ursachen abzuklären.
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen
Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen steht die Gelenkentzündung (Arthritis) im Vordergrund. Bei ihr kommt es zu Störungen der Freisetzung und Zusammensetzung der Gelenkschmiere, die wiederum zu Gelenkergüssen, Stoffwechselstörungen und schließlich zur Defektheilung mit Funktionseinschränkungen aber auch zur Zerstörung des Gelenkknorpels führen kann.
Zu dieser Gruppe gehört das rheumatische Fieber, das in Folge einer Infektion mit bestimmten Bakterien, den Streptokokken der Gruppe A, auftreten kann und über eine direkte Schädigung der Gelenkinnenhaut ausgelöst wird. Im akuten Stadium überwiegen unspezifische Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung und eitriger Gelenkerguss. Gelenkschmerzen und Fieber legen sich in der Regel nach 2 Wochen, oft noch früher, und dauern selten länger als 1 Monat. Zwar heilt das rheumatische Fieber in der Regel ohne Funktionseinschränkungen und bleibende Schädigung der Gelenke ab, es besteht jedoch die Gefahr einer Beteiligung innerer Organe, z. B. des Herzens (Entzündung des Herzens).
Das rheumatische Fieber kommt am häufigsten im Schulalter vor.
Im Gegensatz zum rheumatischen Fieber kann eine chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis) über viele Jahre schleichend, in Schüben und Remissionen (Zurückgehen von Krankheitserscheinungen) verlaufen. Diese schwere Erkrankung ist besonders in mittel- und nordeuropäischen Ländern sehr verbreitet, wobei etwa 1% der Bevölkerung betroffen ist und Frauen 3mal häufiger als Männer. Sie tritt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, kann aber auch schon Kinder befallen.
Als Auslöser gilt eine Erkrankung, bei der sich das Abwehrsystem des Menschen gegen körpereigene Zellen richtet (Autoimmunerkrankung). Entzündliche Prozesse an der Gelenkinnenhaut stehen am Anfang der Erkrankung. Der Knorpel wird in Mitleidenschaft gezogen, und schließlich greift die anhaltende Entzündung auch auf Sehnen und Knochen über. Dieser Prozess führt in der Regel nach jahrelangem Verlauf zur Zerstörung des Gelenkknorpels und der Gelenkflächen des Knochens. Die Folge sind Funktionseinschränkungen bis hin zur Versteifung des Gelenks. Der Krankheitsverlauf ist unvorhersehbar; meistens geht er in ein chronisches Stadium über, zum Teil mit ausgeprägten Schüben.
Der schleichende Beginn mit Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Appetitlosigkeit und unspezifischen Muskel- und Gelenkbeschwerden bei ca. 67% der Betroffenen erschwert häufig die frühe Erkennung. Bis sich der Entzündungsprozess mit Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung bemerkbar macht, können Wochen bis Monate vergehen. In der klassischen Form ist die chronische Polyarthritis durch folgende Symptome gekennzeichnet:
- Schwellungen und Rötung der Finger- und Handwurzelgelenke mit ausgeprägter
- Morgensteifigkeit
- Druckschmerz über den Gelenkspalten
- Reduktion der groben Kraft
- vermehrte Schweißneigung
- subjektives Krankheitsgefühl
- evtl. Auftreten von sog. Rheumaknoten (bis zu hühnereigroße, derbe, verschiebliche, unter der Haut liegende Knoten)
Im weiteren Verlauf können auch größere Gelenke angegriffen werden.
Degenerativ-rheumatische Erkrankungen
Die degenerativ-rheumatischen Erkrankungen sind gekennzeichnet durch einen Rückgang bzw. eine Veränderung von Gelenkgewebe, ohne dass echte Entzündungserscheinungen auftreten.
Hierzu zählt die Arthrose, die über Veränderungen und Defekte des Gelenkknorpels zu Knochenveränderungen und Gelenkmissbildungen führen kann. Jeder zweite Mensch über 35 Jahre hat bereits arthrotische Veränderungen in seinen Gelenken; ab dem 60. Lebensjahr gibt es solche Gelenkveränderungen praktisch bei jedem Menschen, obwohl die Erkrankung nur bei jedem zweiten Beschwerden bereitet. Begünstigend wirken Überbelastung der Gelenkflächen (durch Schwerarbeit, Leistungssport und zu hohes Körpergewicht), Fehlstellungen, Bewegungsmangel und Stoffwechselkrankheiten (wie Gicht und Fettstoffwechselstörungen). Der Arthrose liegen Abnutzungserscheinungen der Gelenkknorpel, wie z. B. Auffaserung, lochartige Defekte, Verschmälerung, zugrunde. Infolge kontinuierlichen Knorpelabbaus sowie durch Knochenumbauvorgänge (Bildung knöcherner Randwülste) können erhebliche Deformierungen und Beweglichkeitseinschränkungen der Gelenke auftreten. Am häufigsten sind von einer Arthrose die großen Gelenke der unteren Gliedmaßen (z. B. der Hüfte, Coxarthrose, oder des Knies, Gonarthrose) betroffen, weil sie am stärksten beansprucht werden.
Das klinische Krankheitsbild der Arthrose ist anfänglich durch Steifigkeit und Schmerzen nach längerer Belastung sowie bei Bewegungsbeginn, später durch stärkere, oft witterungsabhängige Schmerzen auch in Ruhe und nachts sowie durch Bewegungsbehinderung gekennzeichnet.
Die den Arthrosen entsprechenden degenerativen Veränderungen an den Gelenkflächen von Wirbelkörpern bzw. Zwischenwirbelgelenken werden Spondylosen bzw. Spondylarthrosen genannt. Durch Knochenumbauvorgänge kommt es zu Randzacken und Randwülsten dicht oberhalb der Wirbelkörperkante.
Die geschädigten Wirbelsegmente machen durch Druck-, Klopf- und Stauchungsschmerz auf sich aufmerksam. Verspannung der Muskulatur löst Schon- und Fehlstellungen aus. Bei unkoordinierten Bewegungen können die Wirbelgelenke in einer solchen Fehlstellung verharren. Durch Nervenquetschung können plötzlich heftige Schmerzen auftreten.
Erkrankungen der Zwischenwirbelscheiben (Bandscheibendegeneration) können mit Spondylosen/Spondylarthrosen einhergehen. Bandscheiben sind Knorpelscheiben, die quasi als Polster zwischen den Wirbeln liegen. Mit zunehmendem Alter verlieren sie Wasser und zeigen eine Veränderung der Zusammensetzung. Zivilisations- und berufsbedingte Belastungen fördern häufig diese degenerativen Prozesse. Bei Fehl- oder Überbelastung können die Bandscheiben dann reißen und drücken auf das Rückenmark oder andere Nerven, was starke Schmerzen verursacht (z. B. Hexenschuss).
Weichteilrheumatismus
Unter diesem Sammelbegriff werden schmerzhafte, funktionsbeeinträchtigende krankhafte Zustände in den Weichteilen des Bewegungsapparates zusammengefasst. Hierzu zählen z. B. Gefäßerkrankungen, degenerative oder entzündliche Prozesse des Muskelgewebes oder des unter der Haut liegenden Fettgewebes.
