Tipps für Angehörige

Bei Depression ist ärztliche Hilfe erforderlich

Die Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die nicht nur die Stimmung, den Appetit, Antrieb, Sexualität und Schlaf beeinträchtigt sondern das gesamte Erleben und Verhalten des Erkrankten.

Sie verändert das Wesen des Erkrankten in einer Weise, die ein gesunder Mensch nicht nachvollziehen kann. Wie bei allen schweren Krankheiten sollte so schnell wie möglich ärztlicher Rat eingeholt werden. Ergreifen Sie daher die Initiative und vereinbaren Sie für den Kranken einen Arzttermin. Viele Depressive haben hierzu einfach keine Kraft oder sehen hierfür keine Veranlassung, denn sie suchen die Schuld für ihr Befinden häufig bei sich selbst und denken nicht an eine Erkrankung. Außerdem glauben viele Depressive aufgrund der Hoffnungslosigkeit, die sich bei ihnen breit macht, dass ihnen nicht geholfen werden kann.

Geduld ist gefragt

Viele Depressive klagen, sind verzweifelt, ziehen sich schließlich zurück und wirken ablehnend. Die von depressiv Erkrankten geäußerten körperlichen Missempfindungen und Krankheitsängste sind nicht übertrieben, denn die Erkrankten dramatisieren ihr Erleben nicht. Auch leichte Schmerzen oder Missempfindungen können durch die Depression ins kaum Erträgliche gesteigert werden. In dieser Situation ist die Geduld der Angehörigen gefragt. Erinnern Sie den Depressiven immer wieder daran, dass die Depression sich gut behandeln lässt und die depressive Phase nur vorübergehend besteht. Der Versuch, den Erkrankten von der Grundlosigkeit seiner Schuldgefühle zu überzeugen wird ebenso erfolglos bleiben wie die Diskussion mit ihm, ob die negative Sichtweise "objektiv" gerechtfertigt ist oder nicht.

Motivation hilft dem Erkrankten:

Depressive brauchen im Alltag Unterstützung. Bleiben Sie daher an ihrer Seite und unterstützen Sie sie. Versuchen Sie, den Erkrankten zu motivieren, damit er auf andere Gedanken kommt. Achten Sie auf regelmäßige Arzneimittel- einnahme und konsequente Einhaltung seiner Arzttermine. Setzen Sie ihn aber niemals unter Druck und verlangen Sie nichts von ihm, was er in seinem Zustand nicht leisten kann. Fordern Sie nicht Ihre Bedürfnisse von dem Kranken ein. Dies gilt besonders für Intimität, denn eine Sexualität ist meist nicht mehr vorhanden.

Die eigene Überforderung droht:

Ein über mehrere Monate hinweg depressiver Patient belastet oft auch die Angehörigen. Beachten Sie Ihre eigenen Grenzen der Belastbarkeit und verlieren Sie Ihre Interessen nicht völlig aus den Augen. Erfüllen Sie sich häufiger Ihre Wünsche, pflegen Sie die Kontakte im Freundeskreis und vernachlässigen Sie keine Bekanntschaften. Vermeiden Sie den Fehler, sich aus unbegründeten Schuldgefühlen für Ihren depressiven Angehörigen gänzlich aufzuopfern. Dies würde Sie überfordern, womit letztlich niemandem geholfen wäre.

Vorsicht mit vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen:

Angehörige unterschätzen die Depression sehr häufig. Aufmunternd gemeinte Floskeln wie "Kopf hoch, das wird schon wieder", "reiß dich mal zusammen", "ein paar Tage Urlaub und dann wird’s schon wieder" oder "dir geht es doch eigentlich gut" erreichen den Erkrankten nicht wie gewünscht. Der Erkrankte glaubt nun, dass er noch nicht einmal diese einfachen Sachen erreichen kann, woraufhin sich sein negatives Gefühl im Kopf noch mehr verstärkt. Mit den „Ratschlägen“ verlangen Sie von dem Betroffenen darüber hinaus oft Dinge, die Depressive nicht erfüllen können. Wenn depressive Personen dagegen Eigeninitiative zeigen, sollte dies stets gefördert werden.

Wichtige Entscheidungen sollten vertagt werden:

Depressive sehen die Realität in vielen Punkten "verzerrt" und treffen daher vielfach Entscheidungen, die sie nach überstandener Krankheit ganz anders treffen würden. Dies sollte insbesondere in allen Angelegenheiten beachtet werden, die die private oder berufliche Zukunft betreffen.

Die tägliche Routine beibehalten:

Depressiv Erkrankte sollten die tägliche Routine unbedingt beibehalten: morgens stets zur gleichen Zeit aufstehen, Körperpflege, Mahlzeiten, Einkauf, Blumen gießen etc.

Seien Sie gesprächsbereit!

Verhalten gegenüber Kindern:

Sagen Sie Ihren Kindern, dass Ihr Partner zur Zeit krank ist, aber wieder gesund werden wird. Vermitteln Sie ihnen, dass er sich zur Zeit wegen der Krankheit nicht so um sie kümmern kann, wie sonst üblich. Übernehmen Sie, soweit wie möglich, die Aufgaben Ihres Partners gegenüber den Kindern, etwa bei den Hausaufgaben und beim Spielen. Unter Umständen können auch Großeltern oder Freunde helfen.

Selbstmord (Suizid):

Anzeichen für Suizidgedanken zu erkennen ist nicht einfach. Die Gründe und Anlässe zu einem Selbstmord sind nur durch die Krankheit verursacht, d.h. nach einer Behandlung bzw. Heilung sieht der Patient den Selbstmord als absolut absurd an. Allein die Isolation, die gefühlte Ausweglosigkeit, die Hoffnungslosigkeit, die Sinnlosigkeit, die Anspannung und die Unfähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen bringen einen depressiven Menschen dazu, sein Leben aufgeben zu wollen. So kann ein Selbstmordversuch das Ergebnis einer ausweglosen Situation sein oder auch ein letzter Hilferuf, der auf die ausweglose Situation hinweisen soll. Suiziddrohungen von depressiv Erkrankten müssen ernst genommen werden. Alle Patienten mit Suizidgedanken benötigen sofortige ärztliche Hilfe.